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Ausgabe 16/2024

Berufliche Grundbildung

BFI-Botschaft: Mehr Geld für die Berufsbildung auf Kosten von viamia

Das Eidgenössische Parlament hat die BFI-Botschaft (Bildung, Forschung, Innovation) verabschiedet. Es bewilligt für die Jahre 2025 bis 2028 insgesamt 29,2 Milliarden Franken und damit 59 Millionen mehr, als der Bundesrat beantragt hatte. Die Pauschalbeiträge für die Berufsbildung werden um 23,4 Millionen erhöht, wodurch insgesamt 2,94 Milliarden zur Verfügung stehen. Die Erhöhung wird durch Kürzungen bei der Laufbahnberatung für Personen über 40 Jahre (viamia) kompensiert. Dieses Angebot soll nach einem Übergangsjahr künftig von den Kantonen finanziert werden.
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Berufsentwicklung: Kantone fordern mehr Mitsprache

Die Kantone wollen bei Berufsentwicklungsprozessen früher eingebunden werden und mehr Mitsprache haben. Das schreibt die EDK auf ihrer Website. Im Rahmen der jüngsten Reformen in der kaufmännischen Grundbildung und im Detailhandel sei das Bedürfnis offenkundig geworden, bei grossen und kostenintensiven Berufsreformen stärker eingebunden zu werden. Die EDK fordert einerseits, frühzeitig über umstrittene Reformen informiert zu werden. Andererseits will sie das bestehende Milizsystem mit heute rund 100 Bildungssachverständigen aus den Kantonen reduzieren und gleichzeitig die Geschäftsstelle der SBBK personell verstärken.

Neuer Präsident der SKKBS und des TR BS

Die Schweizerische Konferenz kaufmännischer Berufsschulen (SKKBS) hat einen neuen Präsidenten. Er heisst Peter Kaeser und hat sein Amt Anfang September 2024 als Nachfolger von Luca Pession angetreten. Die SKKBS ist der Zusammenschluss aller Schulleiter/innen von Berufsfachschulen im kaufmännischen Berufsfeld und im Detailhandel. Auf denselben Zeitpunkt hat Peter Kaeser auch das Präsidium des Table Ronde Berufsbildender Schulen (TR BS) übernommen, der Dachkonferenz aller Berufsfachschulen der Schweiz. Beim TR BS tritt er die Nachfolge von Interimspräsident Rolf Häner an. Peter Kaeser ist seit 2020 Direktor der WKS KV Bildung in Bern.

Lohnschere: Verliert die Berufslehre den Anschluss?

Die Berufslehre in der Schweiz verliere an Attraktivität, da der Lohnabstand zu akademischen Ausbildungen wachse. Das schreibt die NZZ. Sie stützt sich dabei auf eine Studie des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB). Diese zeigt, dass Berufsleute mit Lehrabschluss deutlich weniger verdienen als Berufsleute mit akademischem Abschluss. Ausserdem wirkt sich die Berufserfahrung unterschiedlich auf den Lohn aus: Bei Berufsleuten mit Lehrabschluss beträgt der Lohnanstieg bis 40%, bei Berufsleuten mit akademischen Abschluss bis 70%. Der SGB fordert höhere Löhne für Berufsleute mit Lehrabschluss, um die Berufsbildung attraktiver zu machen. Der Schweizerische Arbeitgeberverband entgegnet, die Studie zeige ein verzerrtes Bild. Das Bildungssystem sei durchlässig, die verhandelten Löhne setzten Anreize, sich tertiär weiterzubilden.

SZ: Pflegeinitiative auf berufliche Grundbildung ausgeweitet

Der Regierungsrat des Kantons Schwyz hat das Einführungsgesetz zur Umsetzung der Pflegeinitiative verabschiedet. Das Bundesgesetz fordert die Kantone auf, die Ausbildung von Pflegefachpersonen auf der Tertiärstufe (Höhere Fachschulen, Fachhochschulen) zu fördern. Der Kanton Schwyz hat entsprechende Massnahmen verabschiedet, weitet sein Engagement aber auf die berufliche Grundbildung aus. Die Gesundheitsinstitutionen werden verpflichtet, Fachleute Gesundheit EFZ (FaGe) auszubilden. Im Gegenzug beteiligt sich der Kanton an den Kosten der praktischen Ausbildung. Zudem können FaGe-Lernende bei Bedarf finanziell unterstützt werden. Der Kanton begründet sein Vorgehen damit, dass die FaGe-Lehre der wichtigste Zubringer zu den Studiengängen auf Tertiärstufe sei.
Medienmitteilung

Deutschland: Lehrstellenmarketing in den Sozialen Medien

In Deutschland bleiben viele Lehrstellen unbesetzt. Ein möglicher Grund: Die Lehrbetriebe werben am falschen Ort. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat in einem Gutachten untersucht, wo Lehrbetriebe ihre Lehrstellen ausschreiben und wo Jugendliche danach suchen. Jugendliche suchen primär auf Online-Stellenplattformen und in Sozialen Medien. Für Letztere gilt: Jugendliche und Lehrbetriebe nutzen die verschiedenen Plattformen unterschiedlich stark. So schreiben beispielsweise 71% der Lehrbetriebe ihre Lehrstellen auf Facebook aus, aber nur 25% der Jugendlichen suchen dort. Auf YouTube hingegen suchen 47% der Jugendlichen nach Lehrstellen, aber nur 18% der Betriebe werben dort. Und auf TikTok suchen 30% der Jugendlichen, aber nur 4% der Betriebe sind dort präsent.

Höhere Berufsbildung und Weiterbildung

SVEB-Branchenmonitor 2024

2023 befand sich die Weiterbildungsbranche nach dem pandemiebedingten Einbruch weiterhin in der Erholungsphase. Etwas mehr als die Hälfte der Anbieter geht für 2024 von einer Zunahme der Nachfrage sowie des Angebotsvolumens aus. Verhaltener sind die Erwartungen in Bezug auf die wirtschaftliche Situation und die Margen. Zum ersten Mal hat sich der mit der Pandemie einhergehende Digitalisierungsschub deutlich verlangsamt. Als herausfordernd erachten die Anbieter die Individualisierung und Flexibilisierung. Das sind die Ergebnisse des jüngsten SVEB-Branchenmonitors; er basiert auf den Antworten von 423 Branchenanbietern, die für den die Branchenumfrage zwischen April und Mai 2024 befragt wurden.
Medienmitteilung

Berufsprüfungen und höhere Fachprüfungen: Entwurf

Der Entwurf folgender Prüfungsordnung wurde beim SBFI eingereicht (siehe Bundesblatt vom 2. Oktober 2024):

Für neue Prüfungsordnungen und solche mit geändertem Titel erstellt das SDBB ein Infoblatt (INFObildung&beruf).

Mittelschulen und Hochschulen

BS: Mentoring-Programm zum Berufseinstieg nach dem Studium

Ein neues Mentoring-Programm der Universität Basel bringt Ehemalige und Studierende zusammen, um Letztere auf dem Weg ins Berufsleben zu unterstützen. Im Zentrum steht der Austausch zu zweit, das Ziel ist die Förderung der persönlichen und beruflichen Entwicklung der Studierenden. Im September 2023 startete das Pilotprojekt für Studierende der Wirtschaftswissenschaften und des Masterstudiums Computer Science. Ab Herbst 2024 steht das Programm allen Studiengängen und -stufen offen. Das Mentoring-Programm ist eine Kooperation von Alumni-Basel und der Nachwuchsförderung der Universität Basel. UNINOVA, das Wissenschaftsmagazin der Universität Basel, berichtet in der Ausgabe 1/2024 darüber.

LU: Master FH in Logistik & Supply Chain Management wird nicht mehr angeboten

Der geplante Studiengang "Master of Science in Logistik & Supply Chain Management" am Standort Rotkreuz-Zug der Hochschule Luzern HSLU konnte wegen zu wenigen Anmeldungen nie durchgeführt werden und wird nicht mehr angeboten.

Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung

Netzwerkveranstaltungen für Fachleute der Laufbahnberatung

Unter dem Titel "Impulse für die Beratung von morgen" organisiert profunda-suisse drei Netzwerkveranstaltungen für Laufbahnberater/innen und Berufsleute aus angrenzenden Fachgebieten. Im Zentrum stehen jeweils Innovationen, die für die Laufbahnberatung relevant sind. Die erste Veranstaltung "Innovative Konzepte in der Laufbahnberatung" findet am 14. November 2024 statt (online). Die zwei folgenden Veranstaltungen befassen sich mit Künstlicher Intelligenz (KI) und deren Auswirkungen in den Human Resources (11. März 2025, FHNW Olten) resp. mit der Anwendung von KI-Tools im therapeutischen Umfeld (19. Mai 2025, online).

Internationale Konferenz zur Berufsberatung 2024

Vom 12. bis 14. November 2024 findet in Jyväskylä (Finnland) die diesjährige Konferenz der "International Association for Educational and Vocational Guidance (IAEVG)" statt. Der Titel lautet: "Riding the Wave of Change". Das Programm umfasst Themen wie Digitale Entwicklung, Inklusion und Nachhaltigkeit. Die Teilnahme ist ausschliesslich vor Ort möglich und kostenpflichtig.
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BE: Materialien zu einem frühen, spielerischen Kontakt mit der Berufswelt

Die BIZ Kanton Bern wollen mit einer frühen Förderung von Kindern die Grundlage für eine gelingende Laufbahngestaltung legen. Zusammen mit der Pädagogischen Hochschule Bern haben sie ein Ideen-Set zum spielerischen Kontakt von Kindern mit der Arbeitswelt entwickelt. Ausserdem stehen Medienkisten für die Primarschulstufe sowie ein Leitfaden zum Besuch von Berufspersonen im Klassenzimmer zur Verfügung. Im direkten Kontakt mit Eltern streben die BIZ eine Sensibilisierung für das Anliegen an. Wie Eltern die Lebenskompetenzen ihrer Kinder fördern können, ist beispielsweise Inhalt einer Webinar-Reihe. Die Broschüre "Entdeckungsreise Arbeitswelt" liefert zudem Informationen und Tipps für die Eltern.
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ZH: Vereinfachtes Stipendienwesen soll Wartezeiten verkürzen

Seit Inkrafttreten des revidierten Bildungsgesetzes des Kantons Zürich im Januar 2021 erhalten heute zwar mehr Schüler/innen, Lehrlinge, Studierende und Berufstätige in Weiterbildung eine Ausbildungsbeihilfe, allerdings sind die Bearbeitungszeiten stark gestiegen. Deshalb schlägt der Regierungsrat einfachere Abläufe vor. Demnach könnten Gesuche neu bis zu sechs Monate nach Ausbildungsbeginn eingereicht werden, bei vollem Anspruch für das ganze Ausbildungsjahr. So würde die Gesuchswelle im Herbst vermieden. Zudem soll die maximale Stipendiendauer entfallen. Anstatt immer wieder den ganzen Werdegang von Antragstellenden zu prüfen, würden Beiträge neu an den Studienfortschritt geknüpft. Schliesslich würde ein Dreistufenmodell für Altersgruppen eingeführt (bis 28 Jahre: existenzsichernde Stipendien; 29-35 Jahre: Stipendien mit mehr Eigenleistungen; ab 35 Jahre: Darlehen). Das angepasste Gesetz muss noch vom Kantonsrat verabschiedet werden.
Medienmitteilung

Arbeitsmarkt

Fachkräftemangel in der Schweiz und der EU

Ende 2023 gaben 77% der Unternehmen in der EU an, dass sie Schwierigkeiten haben, passende Fachkräfte zu finden. Besonders drastisch ist dieser Mangel in der Informations- und Kommunikationstechnologie. In der Schweiz berichteten 40% der Unternehmen von Schwierigkeiten bei der Rekrutierung. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel rief die EU im Jahr 2023 das "Jahr der Kompetenzen" aus und formulierte vier Ziele, um Fachkräfte besser für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Auch in der Schweiz laufen vielfältige Projekte, um die Anzahl der Berufsabschlüsse für Erwachsene zu erhöhen und die Grund- sowie die digitalen Kompetenzen zu fördern. Dies geht aus einem Beitrag in der Zeitschrift "Die Volkswirtschaft" hervor.

HR-Barometer 2024

Der Schweizer HR-Barometer erfasst, wie Angestellte ihre Arbeitssituation erleben. Die 13. Ausgabe befasst sich schwerpunktmässig mit dem Thema "Sinn und Unsinn in der Arbeit". Die Mehrheit der 2032 Befragten empfindet ihre Arbeit als wichtig und sinnvoll. Fast drei Viertel der Befragten gehen voll und ganz oder eher in ihrer Arbeit auf. Mit zunehmendem Alter nimmt die Bedeutung der Erwerbsarbeit zu, für die 56- bis 65-Jährigen ist die Erwerbsarbeit am wichtigsten. Die Hälfte der Befragten berichtet jedoch auch, dass sie sich zumindest teilweise von ihrer Arbeit entfremdet fühlen. Die bei der Arbeit empfundene Langeweile hat im Vergleich zu vor zehn Jahren leicht zugenommen.
Medienmitteilung

Grosse Lohnunterschiede bei Kulturschaffenden

Im Jahr 2023 gab es in der Schweiz 285'000 Kulturschaffende. Atypische Arbeitsbedingungen sind bei ihnen weit verbreitet: Die Hälfte arbeitet Teilzeit, 14% sind mehrfachbeschäftigt und gut ein Viertel sind Selbstständige, deutlich mehr als in der Gesamtwirtschaft. Kulturschaffende sind gut ausgebildet: 59% haben einen Tertiärabschluss, gegenüber 44% aller Erwerbspersonen. Kulturschaffende verdienten im Jahr 2023 im Median 69'600 Franken, bei Teilzeit waren es 45'700 Franken. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist gross: Eine weibliche Kulturschaffende verdiente bei Vollzeit 78'000 Franken, ihr männlicher Kollege 98'000 Franken. Am meisten verdienten Personen, die einen kulturellen Beruf ausserhalb des Kultursektors ausüben. Frauen haben auch in der Kultur deutlich seltener als Männer eine Leitungsfunktion inne. Dies sind einige Ergebnisse der Statistik der Kulturwirtschaft des BFS.
Medienmitteilung

Verschiedenes

Arbeitssicherheit spielerisch lernen mit Fortnite

Wie sensibilisiert man junge Arbeitnehmende für das Thema Arbeitssicherheit? Zum Beispiel mit einem Spiel, das auf dem beliebten Online-Game Fortnite basiert. In einer virtuellen Umgebung begegnen Berufsleute aus unterschiedlichen gewerblichen Branchen typischen Gefahren, die an ihrem Arbeitsplatz auftreten können. Sie lernen, diese zu erkennen und adäquat zu reagieren. Ziel ist, das Bewusstsein für Arbeitssicherheit spielerisch zu stärken und das Erlernte in den Berufsalltag zu transferieren. Das Spiel heisst "Safety Quest" und wurde im Auftrag der Präventionsfachstelle des Interkantonalen Verbands für Arbeitnehmerschutz entwickelt und von der Eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeitssicherheit finanziert.
Medienmitteilung

OECD-Studie "Bildung auf einen Blick 2024"

Die Studie "Bildung auf einen Blick 2024" dokumentiert die Bildungssysteme von 38 OECD-Ländern und Partnerländern mit über 100 Diagrammen und Tabellen. Sie erfassen den gesamten Bildungsverlauf vom Kindergarten bis zu Aus- und Weiterbildungen. Der Fokus der aktuellen Studie liegt auf der Chancengerechtigkeit: Geschlecht, sozioökonomischer Status und regionale Herkunft beeinflussen die Bildungslaufbahnen und Arbeitsmarktergebnisse junger Erwachsener nach wie vor stark. Eine zentrale Erkenntnis: Frauen bleiben benachteiligt, obwohl sie bei den meisten Bildungskennzahlen besser abschneiden als Männer.

Meinungsartikel: Akademisierung macht das Bildungssystem ungerecht

Wird die höhere Bildung zur Massenware und damit entwertet? Ja, postuliert ein Beitrag in der NZZ am Sonntag. Der Autor befürchtet, dass in der Schweiz – wie in Frankreich – bald "jeder Müllmann ein Abitur" haben werde. Der Trend zur Akademisierung sei unverkennbar. Diese Entwicklung führe dazu, dass das Anspruchsniveau in der höheren Bildung sinke. Mehr noch: Wer reich sei, würde sich bei privaten Bildungsinstitutionen eine bessere Bildung leisten. Die Folge der Akademisierung sei daher ein ungerechtes Bildungssystem, wie man es aus den USA oder Frankreich kenne. Alternativen zur diagnostizierten Entwicklung liefert der Artikel nicht.

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